Georg Katzer

über des für Oboe (1979/2023)

oder: Material für einen höheren Zweck
Rekonstruiert von Maxim Kolomiiets
Besetzung: Oboe
Oboe
Dauer (h:m:s): 00:09:00
Spiralbindung
Format: 29,7 x 42 cm
Seiten: 6
Gewicht: 104 g
Edition Gravis / EG3106
ISMN: 9790205730048

18,00 

Lieferbar
Lieferzeit: 14 Tage

Beschreibung

„Der Vorschlag, die Partitur des Stücks über des: … Material für einen höheren Zweck wiederherzustellen, war für mich sowohl eine große Herausforderung als auch eine große Ehre. Es ist immer eine Freude, mit einem klassischen Werk in Berührung zu kommen. Und ich halte es für einen tragischen Verlust, dass die Partitur dieses großartigen Werkes verloren gegangen ist. Deshalb habe ich gerne die Rekonstruktion übernommen.
Dazu habe ich die einzige erhaltene Aufnahme des Werkes genutzt – eine fantastische Aufführung von Burkhard Glaetzner.

Die ersten Schwierigkeiten, auf die ich stieß, waren Tempo und stilistischer Art. Seit über des 1979 geschrieben wurde, hat sich die Notation deutlich verändert. Natürlich notieren Komponisten ihre Partituren heute ganz anders als in den 70er-Jahren. Die Aufgabe bestand darin, festzustellen, wie viel von Georgs Notation aleatorisch war und wo sie Präzision voraussetzte. Wie bestimmt man das Tempo oder die Länge der Pausen? Wurde das alles dem Interpreten überlassen, in präzisen Dauern festgelegt oder in Sekunden ausgeschrieben? Natürlich war es fast unmöglich, die vollständigen Absichten des Komponisten zu rekonstruieren. Aber ich beschloss, zumindest in den Noten so getreu wie möglich wiederzugeben, was auf der Aufnahme zu hören war.

Da einige Passagen sehr schnell sind, war es sehr schwierig, die ursprüngliche Tonhöhe gesichert zu rekonstruieren. Um extrem genau zu sein, musste ich die Aufnahme um 800 % verlangsamen und buchstäblich Note für Note einzeln betrachten und analysieren. Es hat mehrere Wochen gedauert, die Aufnahme zu transkribieren, und an manchen Stellen war es nahezu unmöglich, zu erkennen, welche Töne Burkhard Glaetzner spielt. Im Mittelteil des Stücks zum Beispiel erscheinen sehr hohe Töne: Diese überschreiten den Tonumfang der Oboe. Vermutlich handelt es sich dabei um das Spielen auf dem Rohr.

Als meine Arbeit bereits erledigt war und ich das Manuskript der Rekonstruktion an den Verlag geschickt hatte, bemerkte ich, dass auf dem Cover eines Tonträgers, der mehrere andere Kompositionen enthielt, eine Seite aus der Partitur von über des abgedruckt war. Natürlich war es nun nicht mehr möglich, die vorliegende Rekonstruktion zu ändern. Aber ich war erleichtert, als ich feststellte, dass meine Notation noch genauer war als die des Autors. Ich habe mehr auf die Genauigkeit von Rhythmus und Dynamik geachtet, während Georg mehr Gesten notiert hat und einige Passagen recht frei ausgeschrieben waren.

Ich möchte auf die Mehrklänge eingehen. Ich musste sie nach dem Gehör und meiner eigenen Aufführungserfahrung festlegen. Allerdings habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass die Mehrklänge in den Partituren der damaligen Zeit manchmal eher eine expressive als eine harmonische Funktion hatten. In dem Sinne, dass die Kraft des Klangs entscheidender sein könnte als die Harmonie der Mehrklänge. Obwohl ich die exakten Fingersätze der Multiphonics aufgeschrieben habe, ist es daher meiner Meinung nach immer noch möglich, sich vom Grundton des Akkords leiten zu lassen und diejenigen Mehrklänge zu
ersetzen, die für den Interpreten bequemer auf dem Instrument liegen oder dem musikalischen Ausdruck nach geeigneter erscheinen.

Insgesamt ist über des: … Material für einen höheren Zweck ein brillantes Beispiel für eine optimale Zusammenarbeit zwischen Komponist und Interpret: wenn die Möglichkeiten des Instruments und virtuose Instrumentaltechnik perfekt mit der Idee des Komponisten und ihrer Umsetzung kombiniert werden.“

Maxim Kolomiiets