Beschreibung

Kompositionsnotiz

Dieses Streichquartett ist für John Rabe, für seine erzwungene Stille.

Wenn man zum Schweigen gezwungen ist, gerade ein Mensch, der gern seine Meinung äußern und beschreiben will, so wird die Stille unerträglich sein.

John Rabe war ein langjähriger Repräsentant der Firma Siemens in China und ein leidenschaftlicher Tagebuchschreiber. Als 1937 die Stadt Nanking von der japanischen Armee erobert wurde hat er, gemeinsam mit einigen anderen verbliebenen Ausländern und Diplomaten, eine Internationale Sicherheitszone für Zivilisten (Nicht-Kombattanten) eingerichtet.
Er beschrieb in seinem Tagebuch detailliert die Situation in der Sicherheitszone und das Massaker von Nanking während der Besetzung durch die japanische Armee. 1938 nach Deutschland zurückbeordert, versuchte er durch Vorträge
auf die Kriegsverbrechen von Nanking aufmerksam zu machen. Daraufhin wurde er von der Gestapo verhaftet und jegliche öffentliche Stellungnahme gegen die Kriegsführung des „alliierten“ Japan wurde ihm verboten. Er schwieg
völlig und hat auch bis zum Frühling 1945 kein Tagebuch mehr geführt. In seinem Kopf, so fantasiere ich, war aber eine Fülle von Fetzen der Erinnerung.

Das Streichquartett Nr. 4 „Musik der Stille“ wurde ursprünglich als das Intermezzo in meinem Musiktheater „John Rabe – Endstation Siemensstadt“ komponiert.