Beschreibung

Obwohl Isaac Albéniz als Klaviervirtuose nahezu ausschließlich für „sein“ Instrument komponiert hat, wurden einige seiner Werke erst durch die Gitarre berühmt. Meine Bearbeitungen stehen in der Tradition von Francisco Tárrega (1854-1909), Miguel Llobet, Emilio Pujol und Andrés Segovia, die vor rund einem Jahrhundert viele Arrangements von Klavierwerken Albéniz’ und auch Enrique Granados’ für Gitarre und Gitarrenduo veröffentlicht haben.
Dabei gebührt Tárrega – selbst studierter Pianist – meine Hochachtung, da er nicht einfach die Klavierpartitur auf das Gitarrengriffbrett übertragen hat, sondern den Charakter und die Atmosphäre des jeweiligen Werkes aus dem Geist der Gitarre erfasst hat und mit ihren Zeit-typischen idiomatischen Mitteln auf der Gitarre ausgedrückt hat. Trotz der notwendigen Reduktion auf einen schlankeren Satz sind seine Bearbeitungen letztendlich orchestraler und durch die instrumentale Nähe zur spanischen Volksmusik und dem Flamenco auch potentiell gesanglicher. Konsequent bevorzugt er eine Satztechnik – ergänzt durch den für seine Ausdrucksintention sehr wesentlichen Fingersatz –, die der melodischen Gestaltung gegenüber der Begleitung Priorität lässt.
In diesem Geiste habe ich meine Neufassungen konzipiert und ebenfalls mit detaillierten Fingersatzvorschlägen versehen. An einigen Stellen sind Alternativen aufgezeigt und können in Wiederholungen ganz nach dem Gusto des Spieler angewendet oder auch modifi ziert werden. Die originalen Phrasierungsbögen und weiteren Spielanweisungen wurden – soweit sie überliefert
sind – übernommen.

Wulfin Lieske
Köln, Januar 2006