Klaus Hinrich Stahmer

… che questo è stato … für Vibraphon, Cymbales antiques und Zuspiel-CD (1999/2000)

Besetzung: Vibraphon, Zuspielung
Partitur, CD
Mitgelieferte Stimme(n): Vibraphon
Geheftet
Format: 21 x 29,7 cm
Seiten: 20
Gewicht: 90 g
Verlag Neue Musik / NM682
ISMN: 9790203207351
ISBN: 9783733301507

19,80 

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Beschreibung

„que qeusto è stato“ verbindet Sprache, Tonaufnahmen und Vibraphon-Klänge zu einer „soundscape“, für deren Aufführung die beiliegende Zuspiel-CD unerlässlich ist. Sie enthält mit Ausnahme des nach den Noten zu spielenden Liveparts das gesamte Tonmaterial.

Ausgangspunkt des Kompositionsprozesses waren Hebräische Inschriften, die der Komponist auf den alten Grabsteinen des Höchberger Judenfriedhofs fand. bis zur Progromnacht von 1938 wurden hier die verstorbenen Juden beigesetzt, die jahrhundertelang einen beträchtlichen Bevölkerungsanteil in der dörflichen Gemeinde am Stadtrand von Würzburg gebildet hatten. Diese Grabinschriften künden von einem Leben in Frömmigkeit und Gottesfurcht, welches mit dem Naziterror gewaltsam beendet wurde. Sie wurden für die CD auf Hebräisch und Deutsch von jungen Schülern der heutigen Israelitischen Gemeinde von Würzburg gelesen.

Von diesen Texten spannt sich ein geistiger Faden zu einem Gedicht des 1924 geborenen großen Dichters Israels, Yehuda Amichai, in welchem er in Anspielung auf die „Judensteine aus der Pleich“ von den bröckelnden Grabsteinen seiner Heimatstadt Würzburg spricht. „Gebete bleiben ewig“, heißt es in dem Text, den der Autor wenige Monate vor seinem Tod ins Mikrofon sprach. Dieses Gedicht wird mit Tonaufnahmen verschmolzen, die der Komponist in Israel am Meer machte, und ergibt eine „soundscape“, in der Geschicte und Gegenwart miteinander verwoben werden. Sie enthält neben den bereits genannten Texten der Grabsteine und des Gedichts eine Vielfalt von Text- und Sprachfetzen, die alle auf den Holocaust verweisen: Textfragmente von Überlebenden der Sonderkommandos in den Konzentrationslagern und Gebetsfetzen verschiedener Konfessionen aus dem heutigen Jerusalem sowie Tondokumente des Dritten Reichs.

Wie Inseln des Erinnerns ragen diese Klangkomplexe aus dem Meer des Vergessens auf. Kompositorisch eingebunden und zusammengehalten werden die Hörpartikel durch ein musikalisiertes Klangmaterial von Eisenbahnzügen, das fast zwanghaft an die Judentransporte erinnert, wie auch die litaneiartig gelesenen Namen der ermordeten Kinder aus der Gedenkstätte von Yad Vashem. Erinnerungen und lebendige Gegenwart vermischen sich auch in den Tönen von Straßenmusikern aus Israel und den Klangszenen von spielenden Kindern und Menschen in der Altstadt von Jerusalem.

Den Titel der Komposition gab ein Gedicht von Primo Levi, welches er seinem Auschwitzbericht „Se questo è un uomo“ aus dem Jahre 1947 voranstellte und in welchem er alle Überlebenden zu niemals erlahmender Erinnerungsarbeit ermahnte: „Wiederholt es wieder und wieder für eure Kinder und Kindedkinder und erinnert euch daran; grabt es in eure Herzen ein, che questo è stat – dass sich das ereignet hat!“




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