Johann Sebastian Bach / S.L. Weiss

Suite A-Dur. BWV 1025 für Oktavgitarre (oder Manodline oder Violine) und Gitarre

Besetzung: Gitarren
Gitarren (2)
Partitur, Stimmensatz
Mitgelieferte Stimme(n): Gitarren (2)
Geheftet
Format: 21 x 29,7 cm
Seiten: 72
Gewicht: 245 g
Edition Margaux / EM2034
ISMN: 9790203209089
ISBN: 9783733304201

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Beschreibung

VORWORT

Die vorliegende Notenausgabe ist für Gitarre mit Oktavgitarre oder Mandoline oder Violine geeignet. Sie soll eine einzigartige Musik und ein einzigartiges Zusammenwirken zweier bedeutender Komponisten für unsere heutigen Instrumente ermöglichen. Dieses Werk stellt sehr hohe Ansprüche an die Musiker, und da diese meist eigene Fingersätze bevorzugen, wurde hier auf Vorgaben verzichtet.

Von der Suite A-Dur, BWV 1025 gibt es zwei Handschriften aus der Familie Bach. In der ersten ist das erste System in der Handschrift von Johann Sebastian Bach, in der zweiten findet sich die Handschrift des Carl Philipp Emmanuel Bach. Dieser hat für das Werk den Titel „Trio fürs obligate Clavier und eine Violine von J. S. Bach“ als Außentitel gewählt.

Die Autorenschaft Johann Sebastian Bachs für das Werk wurde schon in der Gesamtausgabe BGA IX von Wilhelm Rust (1860) angezweifelt. Dieses „Bachwerk“ ist für zwei Instrumente, Cembalo und
Violine, angelegt. Die Cembalostimme jedoch entspricht wenig dem üblichen Stile Bachs, so dass berechtigte Zweifel an einem Originalwerk bestanden. Vor einigen Jahren wurde das Geheimnis
gelüftet, als man unter den Lautensuiten von Weiss genau diese Cembalostimme als Solowerk fand („Suonata del Sigre. S. L. Weiß“) und erkannte, dass nur die Violinenstimme von Bach komponiert war. Bach hatte die Lautenstimme von Weiss mit nur minimalsten Veränderungen, die durch das Instrument bedingt waren, auf das Cembalo übertragen. Zudem hat er als ein zweites Instrument eine Violine hinzugefügt, die sich in unglaublicher Improvisationslust über die Vorlage von Weiss legt. Diese Stimme ahmt nach, nimmt vorweg, immitiert, greift sich Motive heraus und löst sich zu völlig freiem Spiel über das harmonische Gerüst.

Bach hat der Suite eine Fantasia hinzugefügt, die wegen ihres Präludien-artigen Charakters als Beginn vorangestellt ist. Dieser Satz ist also der einzige von Bach allein komponierte. So erhielt diese Suite mit sieben Sätzen eine auch für Vergleichswerke einzigartige Größe und Länge. In den Bach‘schen Handschriften ist die Courante als zweiter Satz und das Entrée als dritter Satz geführt, was eventuell auch an der damaligen Seitenaufteilung oder an der Taktwechselfolge liegen kann. Bei Weiss steht das Entrée als erster Satz. Vom musikalischen Ablauf schien uns das Entrée an zweiter Stelle heute schlüssiger.

1739 kam der damals in Dresden tätige Weiss mit seinem Lauten-Kollegen Kropfgans und Wilhelm Friedemann Bach in das Haus von Johann Sebastian Bach. Darüber schreibt Bachs Sekretär und Hauslehrer, sein Neffe Johann Elias Bach: „etwas extra feines von Music passiert sei, indem sich mein Herr Vetter von Dresden [W. F. Bach], der über vier Wochen hier zugegen gewesen, nebst den beiden berühmten Lautenisten Herrn Weisen und Herrn Kropfgans, etliche mal bei uns haben hören lassen.“
Vermutlich kannten sich Weiss und Bach aber schon länger, da sie beide von dem Grafen Hermann von Keyserlingk (Widmungsträger der „Goldbergvariationen“) gefördert wurden und außerdem
Bachs Sohn Wilhelm Friedemann ab 1717 an der Sophienkirche in Dresden als Organist tätig war. Es gab also durchaus verschiedene Berührungspunkte, so dass sogar auch die Möglichkeit bestehen könnte, dass die Lautenwerke Bachs für Weiss komponiert worden sind.
Über eine der Begegnungen von Weiss und Bach schreibt 1805 J. F. Reichardt: „Wer die Schwierigkeiten der Laute für harmonische Ausweichungen und gut ausgeführte Sätze kennt, der muß erstaunen und kann es kaum glauben, wenn Augen- und Ohrenzeugen versichern, daß der große Dresdner Lautenist Weisse mit Sebastian Bach, der auch als Clavier- und Orgelspieler groß war, in die Wette phantasiert und Fugensätze ausgeführt hat.“

[…]

Volker Niehusmann